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"In aller Munde und aller Köpfe – Deutsch in Österreich" bei der Österreichischen Citizen Science Konferenz 2018 in Salzburg
Wir, das Citizen-Science-Team von „In aller Munde und aller Köpfe – Deutsch in Österreich“ waren Anfang Februar auf der vierten Österreichischen Citizen Konferenz in Salzburg unterwegs.
Beim sogenannten Aktionstag im Rahmen der Citizen Science Konferenz hatten die Citizen-Science-Projekte die Möglichkeit, ihr Projekt den Salzburgerinnen und Salzburgern vorzustellen und – im besten Fall – zum Mitwirken zu motivieren.
Ein Aktionstag für BürgerInnen - auf Schnitzeljagd und im Wirtshaus
Mit unserem Projekt „In aller Munde und aller Köpfe – Deutsch in Österreich“ waren wir bei zwei Aktionen dabei. Einerseits jagten wir nach Schildern und Plakaten mit Schrift im öffentlichen Raum. Es galt Hausinschriften, Geschäftsschilder oder Menütafeln zu finden und so viele Fotos wie möglich von anderen Schildern auf dem Weg dorthin zu machen.
Die zweite Aktion, das sogenannte "akademische Wirtshaus" fand mitten in der Altstadt am Alten Markt im Café Tomaselli statt. Dort hatten die Kaffeehausbesuchenden die Gelegenheit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedensten Bereichen über ihre Forschung zu sprechen. „Wie sogt ma bei eich in Soizburg?“ wollten wir von den Salzburgerinnen und Salzburgern wissen. Die Herausforderung war, die doch etwas überraschten Kaffeeliebhabenden, die lieber ihre Gespräche in Ruhe weiter fortführen wollten, zu motivieren und sich auf ein Gespräch mit uns einzulassen. Ich, Barbara, hatte das Glück, auf eine Vierergruppe besonders gastfreundlicher Salzburgerinnen und Salzburger gestoßen zu sein. Ich durfte mich zu ihnen an den Tisch setzen und wurde sogar auf eine Heiße Schokolade von ihnen eingeladen.
Anhand der Frage „Wie sogt ma bei eich?“ kamen wir auf die sprachlichen Besonderheiten in Salzburg zu sprechen. Die Runde kam relativ schnell zu dem Schluss, dass es gar nicht so einfach ist, die Besonderheiten der Sprache in Salzburg herauszufinden, denn Salzburg war schon immer ein Schmelztiegel, wo verschiedenste Kulturen und Menschen zusammen gekommen sind. Das wurde auch gleich an den Anwesenden deutlich, denn deren Eltern kamen kamen überhaupt aus verschiedensten Regionen Österreichs. Wir diskutierten darüber, dass Dialekte aussterben und warum das gut oder schlecht ist. Wir besprachen auch, wie es gekommen sein kann, dass die Salzburgerinnen und Salzburger so sprechen, wie sie jetzt sprechen, welche Einflüsse es über die Jahrhunderte gab und wie sich das "Salzburgerische" über die Zeit gewandelt hat. Die Anwesenden selbst beschrieben die Salzburgerinnen und Salzburger als „eingnaht“ (Salzburger Ausdruck für eigenbrötlerisch und verschlossen). In dieser netten Runde war aber davon nichts zu merken.
Diskutieren über Deutsch in Österreich - (nicht nur) ein Kaffeeklatsch-Thema
Dass Deutsch in Österreich ein interessantes Diskussionsthema ist, zeigte sich auch bei der Konferenz und den Pausen selbst. Wenn man mit den anderen Konferenzteilnehmenden in der Kaffeepause diskutierte, hatte gleich jeder eine Anekdote oder eine Erfahrung (vor allem wegen Missverständnissen) zu berichten. So z.B. kamen manche Konferenzbesucher zum Schluss, dass Personen aus Deutschland von „da bin ich gelaufen und hoch geklettert“ sprechen, wenn sie eher (aus österreichischer Sicht) „dorthin gewandert und hoch gegangen“ sind . Der Klassiker mit „Tüte“ und „Sackerl“ erfreut sich auch immer großer Beliebtheit und sorgt für Schmunzeln oder Missverständnisse.
Kooperationen, Apps und Lizenzen
Auf der Österreichischen Citizen Science Konferenz 2018 waren wir, das I am DiÖ-Team, mit mehreren Beiträgen vertreten. In der Vortragssession „Kooperationen zwischen Citizen-Science-Projekten – Synergien nutzen“ wurde über die ersten Maßnahmen zur Zusammenarbeit zwischen Citizen Science-Projekten berichtet und gleich am Beispiel von unserem Projekt „I am DiÖ“ und Lingscape veranschaulicht. Als eine technische Lösung wurde SPOTTERON dargestellt, ein Team, das gleich ein ganzes Netzwerk an Citizen Science-Apps betreut. Der Vorteil an einem derartigen Netzwerk ist die projektübergreifende Entwicklung von Funktionen und die Beseitigung von Bugs, die auch gleich allen anderen App-Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung stehen. Der Nachteil für ein Projekt wie I am DiÖ, das durch Förderungen finanziert wird, sind die hohen Kosten. Dennoch äußerten die Anwesenden großes Interesse und auch gleich Wünsche an den Vortragenden zur Weiterentwicklung der App.
Zuguterletzt wurde in der Session auch über Lizenzen und Programmierschnittstellen vorgetragen und z.B. darauf hingewiesen, dass CC-Lizenzen nicht immer die beste Wahl sind. Für Fotos sind sie zwar in Ordnung, für Daten eignet sich aber eher die ODbL (Open Databank License). So man die Zustimmung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat, ist bei eigenen Daten die Public Domain Lizenz die beste Option. Auch der 5-Sterne Open (Linked) Data Plan wurde erläutert.
Im anschließenden Workshop „Kooperieren oder nicht kooperieren? – das ist hier die Frage“ wurde mit den Teilnehmenden über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Citizen Science-Projekten diskutiert. Es stellte sich heraus, dass vor allem der Austausch zwischen den "alten Hasen", d.h. der Projektleitung von Citizen-Science-Projekten und der neuen Generation noch verstärkt werden könnte. So war von einer "Partnerbörse" bzw. einem schwarzen Brett für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Rede, die der Vernetzung und dem gegenseitigen Wissens- und Erfahrungsaustausch dienen sollen. Dort könnte man angeben "Biete Daten ..." oder "Suche App ...". Außerdem seien auch Konferenzen und Plattformtreffen, z.B. von "Österreich forscht" eine gute Gelegenheit, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Des Weiteren wurde auch noch über die Schnittstellen zwischen Projekten und die möglichen Formen der Kooperation gesprochen.
Unter anderem kamen die Workshopbesucherinnen und -besucher zu dem Schluss, dass man nicht nur den Austausch zwischen Citizen-Science-Projektleiterinnen und -leitern, sondern auch zwischen Citizen Scientists (Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern) und zwischen Forschungsstätten ermöglichen sollte. Auch die Zusammenarbeit im außeruniversitären Bereich sollte nicht von der Hand gewiesen werden, z.B. mit der Bevölkerung oder mit der Wirtschaft. Kooperationen können Vor- und Nachteile haben, den Teilnehmenden waren jedoch eher negative Punkte für mögliche Kooperationen im Hinterkopf. Die Nachteile wie unterschiedliche Ressourcen, höherer administrativer Aufwand, Mentalitätsunterschiede und Ideenklau überwogen die Vorteile wie Erhöhung der Sichtbarkeit, mehr Daten, Mehrsprachigkeit und neue Ideen.
Besonders überraschend und erfreulich war, dass unser Poster „In aller Munde und aller Köpfe – Deutsch in Österreich“ den ersten Platz beim Posterwettbewerb gemacht hat und uns eine Tasche voller Geschenke überreicht wurde. Wir danken allen, die für uns gestimmt haben. Das wie ein Monopoly-Spiel gestaltetes Poster beschrieb unser Citizen-Science-Projekt, die Schritte und Ziele, die wir mit I am DiÖ erreichen wollen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir mit vielen neuen Eindrücken, einem vollen Sackerl und netten Gesprächserinnerungen nach Wien zurückgekehrt sind. Da soll noch einmal einer sagen, dass die Salzburger „eingnaht“ sind.
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Poster IamDiÖ
In: DiÖ-Online.
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[Zugriff: 26.12.2024]