DiÖ – Cluster B – Beitrag – Ergebnis
20. Mai 2021

Wenn das Wort "wenn" nicht wär …

Egal an welchem Ort wir in Österreich unterwegs waren, eines ist immer gleich: Alle sprechen gerne über Träume und Wünsche – wie etwa einen Lottogewinn – oder über Dinge, die (noch) nicht der Wirklichkeit entsprechen (etwa: Österreich als Fußballweltmeister). Und dafür verwendet man bekanntlich den Konjunktiv (auch „Möglichkeitsform“ genannt).

Mit dem Konjunktiv drückt man also aus, dass es sich bei dem Gesagten um etwas handelt, das (noch) nicht der Realität entspricht. Bei unseren Besuchen haben wir Sie gebeten, sich bestimmte Situationen vorzustellen, etwa: „Stellen Sie sich vor, Sie gewinnen morgen 10 Millionen Euro im Lotto“ oder „Stellen Sie sich vor, Sie können ab morgen noch einmal ein Kind sein.“

Dabei hat sich gezeigt, dass es in den Dialekten in Österreich viele verschiedene Möglichkeiten gibt, um Vorstellungen und Wünsche mit dem Konjunktiv auszudrücken:

  

Diese einzelnen Konjunktivformen sind nicht bei beiden Generationen, die wir befragt haben,  gleich beliebt.  Beispielsweise hören wir Formen mit der Endung -ad (also etwa kafad, nehmad  oder wissad) zwar fast überall in österreichischen Dialekten (abgesehen von Vorarlberg) und oft auch im Radio: „♪♫ A wonn i wissad wos i was, owa des wissad i jetzt nicht.“ (Seiler & Speer: Herr Inspektor) Aber diese Konjunktivform wird lieber von der älteren als von der jüngeren Generation gebraucht.

Beide Altersgruppen haben hingegen gemeinsam, dass sie im Dialekt besonders viele Konjunktive mit täte bilden: „Jo, die zehn Million, die daat ma schei auftaln.”

Die jüngeren Österreicherinnen und Österreicher verwenden auch im Dialekt häufig Konjunktivformen mit würde. Das ist besonders spannend, da der würde-Konjunktiv eigentlich eher dem Hochdeutschen (und weniger dem Dialekt) zugeschrieben wird.  

  


Zitation
Wittibschlager, Anja (2021): Wenn das Wort "wenn" nicht wär ….
In: DiÖ-Online.
URL: https://iam.dioe.at/blog/2833
[Zugriff: 26.04.2024]