Woher kommt das Wort Tschick und was bedeutet es?
beantwortet von: Manfred „Manzi“ Glauninger
Wie bist du zur (Forschungs-)Frage gekommen?
Auf YouTube habe ich vor einiger Zeit ein Video des Georg-Danzer-Klassikers Der Tschick entdeckt. Dabei ist mir wieder bewusst geworden, dass Tschick und dazugehörige Wörter wie tschicken oder Tschicker, Tschickerin Dialektausdrücke sind, die nach wie vor häufig verwendet werden. Deshalb hat es mich interessiert, woher das Wort Tschick eigentlich kommt und was es bedeutet.
Welche Methode hast du gewählt? Wie bist du an die Frage herangegangen?
Ich habe in geeigneten Wörterbüchern (online und gedruckt) sowie Datenbanken Informationen über das Wort Tschick und seine Verwendung recherchiert. Diese Quellen waren unter anderem das Wörterbuch und die Datenbank der bairischen Mundarten in Österreich, das Austria Media Corpus und das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache. Und natürlich habe ich zusätzlich auch noch gezielt gegoogelt, um mir ein möglichst umfassendes Bild machen zu können. Auf dieser Grundlage lässt sich das Wesentliche gut erkennen und zusammenfassen. Was freilich noch nützlich wäre: eine aktuelle Befragung unter Sprecherinnen und Sprechern in ganz Österreich zum Gebrauch und zur Bedeutung von Tschick.
Woher kommt also das Wort Tschick und welche Bedeutung(en) hat es?
Der Ursprung dürfte der französische Begriff chique für ‘Kautabakʼ sein, der in der italienischen Form cicca (‘Kautabak, Zigarettenstummelʼ) in den österreichischen Sprachraum gekommen ist. Seit ungefähr 1800 ist der Ausdruck Tschick in Österreich belegt. Aber auch im restlichen deutschsprachigen Raum sowie in einigen slawischen Sprachen und im Ungarischen ist das Wort in entsprechenden Formen gebräuchlich. Die ursprüngliche Bedeutung war in Österreich ‘(eine kleine Menge) Kautabakʼ bzw. ‘Zigarren-, Zigarettenstummelʼ. Schließlich wurde Tschick zunehmend als Bezeichnung für die Zigarette (als Ganzes) verwendet, wahrscheinlich zuerst in der Jugendsprache. Im übertragenen Sinn ist es ein Schimpfwort für einen Menschen, und auch in der Bedeutung ‘Rossapfelʼ scheint Tschick früher üblich gewesen zu sein. Die Redewendung tschick sein meint ‘müde seinʼ oder ‘unangenehm seinʼ.
Tschick ist (bzw. war) weiters in zusammengesetzten Wörtern zu finden, so z. B. in Tabaktschick (‘kleiner Ballen Kautabakʼ) oder Kubatschick (‘Stummel einer Kuba-Zigarreʼ). Die Redewendung angesoffen sein wie ein Häusltschick bedeutet ‘stark betrunken seinʼ (vollgesogen wie ein in der Pissoir-Rinne liegender Zigarettenstummel).
Tschick hat das grammatisch männliche Geschlecht (der Tschick), nur selten ist auch die grammatisch weibliche Form (die Tschick) gebräuchlich, etwa vereinzelt in Wien. Weiterbildungen auf Basis des Wortes Tschick sind die Ausdrücke tschicken für ‘(stark) rauchenʼ, Tschicker / Tschickerin ‘Raucher, Raucherinʼ oder das Verkleinerungswort Tschickerl.
Beantwortet hat diese Frage:
PD Mag. Dr. Manfred Glauninger
Er ist Soziolinguist, forscht an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Austrian Centre for Digital Humanities / Abteilung Variation und Wandel des Deutschen in Österreich), lehrt an der Universität Wien (Institut für Germanistik) und ist kooptierter Mitarbeiter in den Teilprojekten 05 und 08 des Spezialforschungsbereichs Deutsch in Österreich.