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Kennen Sie den schon? Trifft ein Burgenländer einen Vorarlberger und…
Kennen Sie den schon? Trifft ein Burgenländer einen Vorarlberger und … versteht ihn. Klingt wie ein Witz, ist es aber nicht. Zumindest wenn die beiden über Kartoffeln, oder über – wie in deren beider Dialekt(en) oft sogenannte – Grundbirnen reden. Denn die Bezeichnung für die vielseitigen Knollen verbindet das westlichste und das östlichste Bundesland Österreichs sprachlich. Und das, obwohl man im übrigen Österreich – zumindest (aber nicht nur!) im Dialekt – am häufigsten Erdäpfel und am zweithäufigsten Kartoffeln schält, wie die farbigen Punkte auf der Karte in Abbildung 1 zeigen. Aber sonst finden sich weit und breit keine Grundbirnen. Das haben wir in unserer ersten österreichweiten Lexik-Umfrage herausgefunden, in der wir unter anderem gefragt haben, wie Vorgänge, Dinge und Handlungen benannt werden, wie etwa die auf der folgenden Bildsequenz dargestellte Tätigkeit. (Dabei haben wir uns nur hier in diesem Beitrag auf den Dialekt konzentriert. In unseren Fragebögen geht es darüber hinaus aber auch um Hochdeutsch und um Umgangssprache/Alltagssprache – wer wissen will, welches „Satellitenprojekt“ des SFB sich mit letzterer intensiv auseinandersetzt, kann das in diesem Blog-Beitrag nachlesen.)
Zugegeben, wahrscheinlich bräuchten die beiden Dialektsprecher*innen im eingangs erwähnten Witz für ihre Unterhaltung trotzdem noch „Untertitel“. Denn auch wenn die Wörter dieselben sind, reicht es für ein gegenseitiges Verständnis oft nicht. Wie unsere Kollegin Johanna Fanta-Jende in einer Frage des Monats erklärt hat, weichen die westlichsten und östlichsten Dialekte in Österreich insgesamt nämlich deutlich voneinander ab, auch, wenn sie wie in unserem Grundbirnen-Beispiel dasselbe Wort (aber unterschiedlich ausgesprochen als Grump(i)r(a), Grompara, Krumbir, Krumpra o.ä. ) zur Benennung verwenden. Im hier besprochenen Fragebogen geht es allerdings um lexikalische Variation, d.h. um sprachliche Variation auf Wortebene, weshalb die unterschiedlichen lautlichen Realisierungen zu einer Variante – Grundbirne – zusammengefasst werden (können).
Von Alt zu Jung – Sprachwandel im Fokus
Unser Forschungsinteresse galt aber nicht nur der in Abbildung 1 dargestellten ‚geographischen‘ Variation in den unterschiedlichen (Dialekt-)Regionen, sondern auch den Unterschieden in der Sprachverwendung von jüngeren und älteren Sprecher*innen. Klar ist, dass Sprache nicht still steht. Sie verändert sich und die Dialekte als Teile des Sprachspektrums tun es genauso. Auch hinsichtlich dieses Aspektes haben wir die Umfrageantworten analysiert und unsere Teilnehmer*innen in zwei Gruppen geteilt (ab 50 Jahre = „ältere Generation“, unter 50 Jahre = „jüngere Generation“). Der Generationenvergleich zur besprochenen Fragebogenaufgabe ist in Abbildung 2 zu sehen.
Der Generationenvergleich zeigt Spannendes: Nämlich, dass die junge Generation unserer Teilnehmer*innen im Dialekt um knapp 10% weniger Erdäpfel (in rot) und ebenso etwas weniger oft Grundbirnen (in gelb) verwenden. Der Rückgang beider Varianten erfolgt zugunsten von Kartoffeln (in blau), die mit mehr als 20% verwendet werden, zumindest wenn unsere jungen Teilnehmer*innen im Dialekt sprechen.
Spannende Beobachtungen haben wir auch zur sogenannten „intraindividuellen Variation“ gemacht. Was es damit auf sich hat, haben wir bereits anhand von Tomaten und Paradeiser erklärt – einem weiteren Beispiel aus unserem ersten Lexik-Fragebogen, an dem knapp 700 Personen aus ganz Österreich teilgenommen haben.
Weitere „Wort-schätze“ werden ausgehoben
Zum individuellen Wortschatz der Österreicher*innen gibt es noch viel mehr als das bisher Berichtete zu erforschen – das trifft sich gut, denn nach unserer ersten Lexik-Umfrage haben wir noch lange nicht genug. Seit Anfang Juli 2021 ist daher auch schon unser nächster und zweiter Fragebogen „Wort-Schätze“ im Umlauf. Bei diesem können Sie zu über 40 ausgewählten Objekten und Handlungen mit Ihrem eigenen Wortschatz zur Erforschung der lexikalischen Vielfalt in Österreich beitragen. Bisher haben schon an die 800 Personen aus ganz Österreich an unserer Umfrage teilgenommen, und es werden täglich mehr!
Wie nennen Sie denn zum Beispiel das in Abbildung 3 gezeigte Jungtier in Ihrem Dialekt oder in Ihrer Umgangssprache? Und verwenden Sie ein anderes Wort, wenn Sie Hochdeutsch sprechen? Verraten Sie es uns doch gerne, indem Sie an unserer aktuellen Umfrage teilnehmen. Unsere spannenden Ergebnisse werden wir selbstverständlich wieder auf der DiÖ-Webseite mit Ihnen teilen.
Herzliche Einladung zur Teilnahme: https://ofb.dioe.at/index.php/43874?lang=de
In: DiÖ-Online.
URL: https://iam.dioe.at/blog/3053
[Zugriff: 21.12.2024]