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Eh schon wissen, was eh heißt!? Einem sehr österreichischen Wort auf der Spur
Wenn wir etwas sagen wie: „Die Party war eh lustig”, dann waren wir am vergangenen Wochenende wohl nicht gerade auf der Party unseres Lebens. „Das hab ich eh gesagt” wird vielleicht mit einem genervten Unterton geäußert. Wenn die Gastgeberin meint: „Die Suppe gehört eh weg”, weiß der Gast, dass er sich beim Essen nicht mehr zurückhalten muss.
Das Wörtchen eh wird vielseitig benutzt. Gerade deshalb ist es spannend, der Bedeutung dieses unscheinbaren Wortes sprachwissenschaftlich nachzugehen.
Achtet man darauf, wie oft das Wort eh gebraucht wird, stellt man sich bald auch die Frage nach der Bedeutung dieses kleinen Wortes. Es gibt Wörter, über deren Bedeutung braucht man nicht nachzudenken: Wir wissen, was wir meinen, wenn wir von einem Baum sprechen, wir haben eine Vorstellung von dem Konzept, das hinter dem Wort Liebe steckt und wenn wir das Wort oder benutzen, wissen wir, dass wir von zwei verschiedenen Möglichkeiten sprechen. Beim Wort eh ist die Sache mit der Bedeutung schon etwas schwieriger. Das mussten auch wir gleich einmal feststellen, als wir begonnen haben, uns sprachwissenschaftlich mit eh zu beschäftigen. Aber wie kann man denn jetzt der Bedeutung dieses Wortes auf die Spur kommen?
Zu welcher Wortart gehört eh?
In einem ersten Schritt kann es hilfreich sein, das Wort einer bestimmten Wortgruppe zuzuordnen. Eh lässt sich am besten in die Gruppe der Abtönungspartikeln einordnen. Abtönungspartikeln sind unscheinbare Wörter wie doch, eben oder halt, die ganze Äußerungen auf eine bestimmte Art „einfärben“. Abtönungspartikeln geben so auch Einstellungen von Sprecher*innen wieder.
Ein Synonym zu sowieso?
Sucht man im Duden nach dem Wörtchen eh, wird als Bedeutung sowieso bzw. ohnehin angegeben (Duden Onlinewörterbuch 2022). In einem großen Teil der Fachliteratur werden eh und sowieso als Synonyme behandelt, mit der Begründung, dass „eh ursprünglich als süddeutsch/österreichische Variante von sowieso zu sehen war“ (Thurmair 1989, 135). Wobei von einer völligen Synonymie immer nur für den norddeutschen Raum ausgegangen wurde. Hier wurde das aus dem bairischen Dialektraum übernommene eh zunächst ohne Bedeutungsunterschiede als Synonym für sowieso in den Sprachgebrauch integriert. Für den süddeutschen und österreichischen Raum kann dagegen von zusätzlichen Bedeutungen und eigenen Verwendungsweisen von eh ausgegangen werden. Dennoch werden eh und sowieso auch hier in vielen Fällen als Synonyme verwendet.
Auf der Suche nach Merkmalen
Da die konkrete Bedeutung beziehungsweise Funktion von Abtönungspartikeln wie eh meist erst in der jeweiligen sprachlichen Umgebung entsteht, kann es hilfreich sein, zunächst einmal grundlegende Bedeutungsmerkmale herauszuarbeiten. In der Fachliteratur werden der Partikel eh die Merkmale Bekanntheit, Relevanzeinschränkung und Korrektur (vgl. Thurmair, 1989) zugeschrieben. Diese Merkmale lassen sich mit dem folgenden Beispiel beschreiben:
A: Du schuldest mir noch 10 €.
B: Ich habe dir das Geld eh am Dienstag gegeben.
Für die Äußerung von B würde dies bedeuten, dass er*sie durch eh die Gewissheit ausdrückt, bereits schuldenfrei zu sein, dass dieser Umstand die Geldforderung von A irrelevant macht und das Gegenüber seine*ihre Forderung daher zurückziehen, also korrigieren soll.
Weitere Funktionen und Merkmale
Als Ausgangspunkt unserer Studie haben wir diese bisher beschriebenen Merkmale von eh und die Ähnlichkeit zu sowieso genommen. Wir haben versucht, den zusätzlichen Bedeutungen anhand unserer gesprochensprachlichen Daten näherzukommen. Dafür haben wir uns Interviews und freie Gespräche angeschaut und die darin vorkommenden ehs genauer untersucht. Ein Blick in diese Daten zeigt, dass sich viele Fälle, in denen eh verwendet wird, mit den Merkmalen Bekanntheit, Relevanzeinschränkung und Korrektur beschreiben lassen. Allerdings haben wir auch viele ehs gefunden, auf die diese Merkmale nicht zutreffen. Ein paar dieser Beispiele würden wir an dieser Stelle gerne teilen, um zu zeigen, wie unterschiedlich eh in der gesprochenen Sprache gebraucht wird:
- „Es ist eh ganz spannend dort.” (zwischen 20 und 30, männlich, Graz Waltendorf)
- „Eine Institution (...) die aufpasst, dass es eh französisch bleibt.” (zwischen 20 und 30, männlich, Gerasdorf)
- „Ja das ist eh so wie bei den Kühen.“ (zwischen 20 und 30, männlich, Gerasdorf)
- „Und die Bühnenbildnerin ist jetzt nach Italien gezogen, eh nach [Ort].” (über 65, männlich, Mödling)
Eh funktioniert in der ersten Äußerung fast wie ein verbales Schulterzucken. Diesbezüglich wurde in der Forschung auch bereits festgestellt, dass die Partikel eh Äußerungen oft einen resignativen Ton verleiht. Im zweiten Beispiel wird durch das eh eine Vergewisserung ausgedrückt. In der dritten Äußerung wird ein Vergleich angestellt. Durch die Verwendung des eh wird hier das Wissen über die Ähnlichkeit eines Sachverhalts hervorgehoben. Im vierten Beispiel wird im Nachtrag, in dem eh hier verwendet wird, die vorhergehende Äußerung konkretisiert. Gleichzeitig wird ein Bezug dazu hergestellt, dass der hier anonymisierte Ort bereits früher im Gespräch erwähnt wurde. Eh wirkt dabei rückverweisend auf den bisherigen Inhalt des Gesprächs. Hier kann man auch feststellen, dass eh nicht durch sowieso ersetzbar ist: “Und die Bühnenbildnerin ist jetzt nach Italien gezogen, sowieso nach [Ort].” Ersetzt man hier eh durch sowieso, wäre dieser Satz nicht mehr wirklich verständlich. Dasselbe trifft auch auf die ersten drei Äußerungen zu. Ebenso lassen sich die vier Beispiele nicht mit den Merkmalen Bekanntheit, Relevanzeinschränkung und Korrektur beschreiben.
Schon dieser kleine Einblick in unsere Daten zeigt, dass die Reihe an Merkmalen, die eh zugeschrieben werden, ergänzt werden muss. Für uns ist besonders spannend festzustellen, dass die Sprecher*innen eh auf so vielfältige Art und Weise benutzen und dabei auch von ihren Gesprächspartner*innen verstanden werden. An Wörtern wie eh, deren Bedeutung sich nicht leicht fassen lässt, zeigt sich damit, wie zuverlässig sprachliche Intuition funktioniert.
Es würde noch so viele andere Beispiele in unseren Daten geben, die die unterschiedlichen Bedeutungen von eh zeigen. So kommt es, dass wir immer wieder auf neue Verwendungsweisen stoßen, wenn wir gerade denken, dass wir einen großen Teil der Bedeutungsaspekte von eh abgedeckt haben und dass wir es endlich umfassender beschreiben können. War irgendwie eh klar, dass das schwierig wird… ;)
Literatur:
Thurmair, Maria. 1989. Modalpartikeln und ihre Kombinationen (Linguistische Arbeiten 223). Tübingen: Niemeyer.
Duden, Onlinewörterbuch. 2022. Eh. https://www.duden.de/rechtschreibung/eh_sowieso_ohnedies (Abruf 01. März 2022).
In: DiÖ-Online.
URL: https://iam.dioe.at/blog/3146
[Zugriff: 21.11.2024]